Jan-Hendrik Bahn-Bürgermeister Aken / Erich Reichert-Ortsbürgermeister Reppichau
Das Eike-von-Repgow-Dorf Reppichau und die Stadt Aken wollen eine gemeinsame enge touristische Zusammenarbeit eingehen.
Seit einem Jahr führen die verantwortlichen Akteure von Aken und Reppichau Gespräche und basteln an einem gemeinsamen erfolgreichen Tourismuskonzept. Grund ist nicht nur die territoriale Nähe oder die guten freundschaftlichen Beziehungen, dass gehört sowieso dazu, sondern vor allem eine sehr ausgeprägte Geschichte, die beide Orte verbindet und noch dazu eine Persönlichkeit und deren Familie, die unsere Region weltweit bekannt gemacht hat. Es ist Eike von Repgow, der Schöpfer des Sachsenspiegels.
Eike von Repgow hat in der Zeit um 1180 bis 1235 gelebt. Auf seine Person verweisen nur noch 6 Urkunden zwischen 1209 und 1233, die der Spiegler bei verschiedenen Gerichtsverhandlungen als Schöffe unterzeichnet hat. Drei von diesen belegen eine enge Beziehung Eikes zu Heinrich I. (1170- 1252), dem Grafen von Ascharien und Fürsten von Anhalt und den askanischen Markgrafen von Brandenburg. Drei Urkunden sind dem Herrschaftsbereich der Wettiner, dem Markgrafen von Meißen und dem Markgrafen der Ostmark zuzuordnen. Zu den Burggrafen von Giebichenstein bestand sogar eine sehr enge familiäre Bindung, die Mutter oder Großmutter Eikes stammte von der Burg aus Halle.
Natürlich kannte auch Eike seinen Nachbarort Aken sehr gut und war persönlich mit dem Magister von Aken bestens bekannt. Eico de Repechowe und magister Waltherus de Aken unterzeichneten 2019 eine Urkunde, wo Fürst Heinrich I. den Stiftsherren von St. Simonis et Judae zu Goslar erlaubte, ihre Höfe, über welche der Fürst von Anhalt die Gerichtsbarkeit ausübte, nach Belieben zu verpachten. Als weitere Zeugen unterzeichneten auch der Graf Hoyer II. von Falkenstein oder der Burgherr Hermann von Wettin.
Nach Eike hatte die Familie ab 1267 nachweislich Besitz in Aken. Eine unbebaute Hofstelle bei der Kirche St. Nicolai dürfte nicht nur der einzige Besitz der Herren von Repgow in der Elbestadt gewesen sein. Zwischen 1273 und 1330 hatte die Verwandtschaft ihre Güter in der Ritterstraße, die auch damals schon diesen Namen trug. Festgehalten sind diese Daten in den Akener Schöffenbüchern, die von den damaligen Herren in einer Gerichtslaube vor dem Akener Rathaus aufgeschrieben wurden.
Es ist nicht allein diesem Umstand geschuldet, dass es sich in Eikes Zeiten um die nächstgelegene größere Siedlung mit offenkundig bereits städtischem Charakter in seiner Umgebung handelte, gehörte Aken während des 13. Jahrhunderts zu den prosperierenden Orten des Mittelelbegebietes. 1159 verfasste Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg, gemeinsam mit Erzbischof Wichmann von Magdeburg einen offenen Brief an die Seeländer, Holländer und Flamen und bot günstige Voraussetzungen zur Besiedlung der Region an. Albrecht der Bär siedelte 1159 besagte Flamen in Aken an und Erzbischof Wichmann gab Zeugnis in einer ersten urkundlichen Erwähnung von 1162 von Aken.
Ein Grund der Ansiedlung war auch, dass die Flamen und Holländer sehr viele Erfahrungen im Hochwasserschutz hatten und sich mit sumpfigen Geländen auskannten. Auch Eike schreibt in seinem Sachsenspiegel auf, wie bei Hochwasser zu handeln ist.
Landrecht II. § 56
Von der Befestigung eines Deiches gegen die Flut.
Alle Dörfer, die am Wasser liegen und einen Deich haben, der sie vor der Flut schützt, sollen einen Teil des Deiches vor der Flut befestigen.
Wenn aber die Flut kommt und der Deich bricht, dann ruft man alle Leute, die in diesem Landabschnitt wohnen, mit dem Notruf zusammen: wer dann nicht hilft, den Deich auszubessern, der hat alles Erbe verwirkt, was er im Deichbereich besitzt.
Über diese großen Persönlichkeiten, Markgraf Albrecht der Bär, Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Eike von Repgow, mit dem Sachsenspiegel, den Akener Schöffenbüchern, der Geschichte der Elbestadt und der mittelalterlichen Rechtsgeschichte soll nun durch eine touristische Zusammenarbeit ein weiteres interessantes Themenfeld eröffnet werden.
Ein erster Schritt wird sein, einen regionalen Rundweg für Radfahrer zu installieren. Dieser Radweg, von Köthen kommend, soll von Reppichau nach Aken und Dessau zurück über Mosigkau, Chörau, Reppichau und Köthen führen. Ziel ist es, die beiden Internationalen Radwege R1 und Elberadweg zu vernetzen und den Besuchern eine äußerst interessante mittelalterliche Geschichte darzubieten, die mit dem „Kunstprojekt Sachsenspiegel“ der Schifferstadt Aken und den beiden anhaltischen Residenzstätten Dessau und Köthen seinesgleichen sucht. Dieser Radrundweg hat bereits seinen Namen erhalten und der lautet: „Sachsenspiegelweg“.